Die Germanen
  germanische Stämme
 

Die germanischen Stämme

Bedeutung der Stämme

Ein Stamm verfügte als Siedlungsgemeinschaft über ein bestimmtes Siedlungsgebiet, auf dem auch Angehörige anderer ethnischer Gruppierungen leben konnten, wie beispielsweise in eroberten Gebieten. Der Stamm besaß eine einheitliche politische Führung und stellte eine Rechtegemeinschaft dar. Ebenso gab es natürlich eine gemeinsame Sprache, religiöse Riten und ein Identitätsbewusstsein, dessen deutlichster Ausdruck ein Mythos der gemeinsamen Abstammung war.

Die Germanen wurden von Tacitus beschrieben als:
-eine recht einheitliche germanische Kultur auf einem Gebiet ungefähr vom Rhein im Westen bis zur Weichsel im Osten und von der Nordsee im Norden bis zu Donau und Moldau im Süden. -Desweiteren kommen die – von Tacitus nicht beschriebenen – germanischen Siedlungsgebiete in Skandinavien.               

Tacitus legt dar
,
-dass sich die germanischen Stämme in drei Gruppen gliedern  -dass es zahlreiche Stämme gibt, die nicht in diese Gliederung passen.
Nach Tacitus unterscheiden sich die einzelnen Stämme nach ihren Kultorten. Die germanischen Stämme zur Zeitenwende waren also vermutlich vor allem Kultgemeinschaften. Dieser Unterteilung lassen sich auch archäologischen Gruppierungen zuordnen.

Seit dem 2. Jahrhundert traten Großstämme als bedeutendste Akteure in der germanischen Welt auf. Sie wurden aggressive Gegner des römischen Imperiums und Träger der Völkerwanderungsreiche. Sie verflochten sich in unterschiedlicher Weise mit der mediterranen Hochkultur und beendeten die relative Einheit der Germanen zu Gunsten gesonderter Entwicklungen. Der Germanenname verschwand aus den antiken Quellen und wurde durch die Namen der Großstämme mit eigenen Traditionen ersetzt. Sie bestimmten das Geschehen der Völkerwanderungszeit und bildeten die Grundlage der europäischen Völker- und Nationalstaatengeschichte. Die diesen Vorgang analysierenden Untersuchungen von Wenskus stellen den heutigen Forschungsstand zu diesem Thema dar. Es handelte sich um einen aus Bündnissen entstehenden Konzentrationsprozess, der politische und militärische Durchschlagskraft zum Ziel hatte. Gleichzeitig setzte eine zunehmende Differenzierung der sozialen Schichtung ein. Herrschaftsbildung auf personaler Grundlage, Land-, Menschen- und Beutegewinn auf der einen Seite und Instabilität der Ergebnisse auf der anderen Seite war auf engen Austausch mit imperialen und kulturellen Gegebenheiten im römischen Machtbereich angewiesen. Tiefgreifende politische und soziale Veränderungen waren Voraussetzung für stabile politische Formen.

Dabei ist ein fundamentaler Unterschied zwischen den Großstämmen des Westens (Franken, Alamannen) und den gentes des Ostens (Goten, Vandalen, Heruler, Gepiden) festzustellen. Die Großstämme des Westens sind erst im 3. Jahrhundert bezeugt, während sich die gentes des Ostens zunächst der antiken Wahrnehmung entzogen. Deren Wanderungsverbände bildeten sich nicht an der Peripherie des Reiches, sondern weit im Hinterland. Die Grenznachbarn des römischen Reiches wurden dann auf diesen Zügen integriert.

Stämme zur Zeitenwende

Die Siedlungsgebiete der Germanen im ersten Jahrhundert (siehe Karte) lassen sich unterteilen in (keine vollständige Auflistung):

Karte der Germanischen Stämme um 100 n. Chr. (ohne Skandinavien)

 

Nordseegermanen

Die Nordseegermanen (bei Tacitus Ingaevonen) – Angeln, Chauken, Friesen, Sachsen, Warnen: Sie bildeten später den Großstamm der Sachsen.

Rhein-Weser-Germanen

Die Rhein-Weser-Germanen – Angrivarier, Bataver, Brukterer, Chamaven, Chatten, Chattuarier, Cherusker, Sigambrer, Sugambrer, Tenkterer, Ubier, Usipeter: Aus ihnen ging im 3. Jahrhundert der Großstamm der Franken hervor. (siehe auch Nordwestblock)

Sueben

Die suebischen (auch swebischen) bzw. elbgermanischen Gruppen – bestehend aus Hermunduren, Langobarden, Markomannen, Quaden, Semnonen und vielleicht (umstritten) die Bastarnen: Aus ihnen ging im 3. Jahrhundert vor allem der Großstamm der Alamannen hervor, dazu bildeten v.a. die Markomannen durch Vermischung mit anderen Stämmen und Volksgruppen den Großstamm der Bayern, die Hermunduren den der Thüringer. Ein Teil der Sueben überquerte zusammen mit Alanen und Vandalen 406 den Rhein und wanderte mit diesen 409 nach Hispanien ein. Dort bildeten sie im Nordwesten das Reich der Sueben, das die Grundlage des späteren Staates Portugal bildete. Die Langobarden, nach denen die Lombardei benannt ist, nahmen ebenfalls andere germanische Gruppen in ihren Stamm auf, gründeten zuerst in Pannonien und 568 nach Eroberung in Italien ein Reich.

Nordgermanen

Die Nordgermanen bzw. Ostseegermanen auf der jütischen Halbinsel und im südlichen Skandinavien – Ästier, Suionen (Schweden) – Zu den Nordgermanen werden auf Grund sprachlicher Indizien die skandinavischen Stämme gerechnet. Einen Übergangsbereich zu den Nordseegermanen bilden die Angeln und die Jüten. Aus ihnen gingen später die Dänen, die Schweden und die südlichen Norweger hervor. Wie weit die übrigen Norweger und Isländer hinzuzurechnen sind, hängt vom Germanenbegriff ab, wie er im Kapitel Begiffskritik dargestellt ist. (siehe auch: Skandinavier). Archäologisch werden die Nordgermanen in die Ost- und Westnordische Gruppe aufgeteilt.

Oder-Warthe-Germanen

Die Oder-Warthe-Germanen – Burgunden, Lugier, Vandalen: Archäologisch wird die Przeworsker Kultur (im südlichen Polen) zugeordnet.

Weichselgermanen

Die Weichselgermanen – Bastarnen, Gepiden, Gotonen, Rugier, Skiren: Archäologisch wird die Wielbark-Kultur (Willenbergkultur) zugeordnet, deren Vorgänger die Oksywie-Kultur (Oxhöftkultur) war. Nachdem die Wielbark-Kultur in den Raum südlich der Ostsee expandierte, hat sie sich nach Südosten verlagert, wo sie in die Cernjachov-Kultur des 2. bis 5. Jahrhunderts übergeht. Diese archäologischen Funde spiegeln sicherlich die Wanderung der Goten wider.

Spätantike – Völkerwanderung

Die Stämme, unter deren Namen germanischen Völker in der Spätantike bekannt wurden, existierten zur Zeit Tacitus noch nicht oder waren vage Bezeichnungen. Franken, Goten, Burgunden u.a. bildeten sich als Großstämme erst in den Jahrhunderten nach der Zeitenwende heraus. Diese Entwicklung blieb den römischen und griechischen Ethnographen lange verborgen, sodass sich in den historischen Aufzeichnungen kaum Beschreibungen finden. Die Vielfalt von über 40 Stämmen bei Tacitus reduzierte sich auf einige wenige, die in der Antike als „neue“ Völker zu den bisherigen dazugezählt wurden. Als kleinere Verbände oder als Volksgruppen, die sich den Großstämmen anschlossen oder Teilstämme bildeten, wurden noch in der Spätantike u. a. folgende Stammesnamen genannt: Warnen, Angeln, Jüten, Juthungen, Rugier, Heruler.

Zu den neugebildeten Großverbänden zählen in der Spätantike u. a. Alamannen, Burgunden, Franken, Goten, Gepiden, Langobarden, Markomannen, Sachsen, Thüringer, Angelsachsen und Vandalen. Anstelle der Markomannen werden ab dem 6. Jahrhundert die Bajuwaren genannt.

 
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